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Schuhmanufaktur Hackner e.K.Schuhmanufaktur Hackner e.K.

Ein Maßschuh entsteht (7): Das Doppeln

Beim Doppeln wird die Ledersohle mit dem oberen Teil des Schuhs durch eine präzise, handgestochene Doppelnaht verbunden. Die Naht verläuft dabei in einem Kanal, der in die Laufsohle eingearbeitet wird.

Vorbereitende Arbeiten

Bevor es an das Doppeln geht, wird zunächst die Ledersohle aufgebracht und mit dem Schuhboden verklebt. Im Anschluss wird die Sohle in Form geschliffen, sodass diese von oben betrachtet gleichmäßig über die Schuhform übersteht und deckungsgleich mit dem Rahmen ist. Danach wird in die Laufsohle ein sogenannter Riss eingearbeitet, der in einem bestimmten Abstand parallel zur Sohlenkante verläuft (auch hier gibt es herstellerspezifische Unterschiede). Dafür wird die Ledersohle mit einem scharfen Messer schräg eingeschnitten. Die dabei entstehende Lippe wird nach oben geklappt, sodass ein Kanal entsteht, in dem später die sogenannte Doppelnaht verläuft und die Lederlaufsohle dauerhaft mit dem oberen Teil des Schuhs verbindet.

Das Doppeln

Im folgenden Arbeitsschritt wird wiederum von Hand mit dem Draht (Erklärung im vorherigen Beitrag) Stich für Stich die Doppelnaht gesetzt. Die Stichlänge variiert je nach Befestigungsart (z. B. rahmengenähter oder zwiegenähter Schuh) und Hersteller zwischen circa sechs und zehn Millimetern. Dabei wird durch den Rahmen hindurch bis in den Kanal der Laufsohle gestochen. Die von unten zu sehende Naht verläuft komplett in diesem Kanal.

Die Gesamtstärke der Lederschichten, die dabei mit der Ahle durchstochen werden müssen, beträgt je nach Sohlenkonstruktion und Stärke des Leders zwischen neun und zwölf Millimetern. Es ist also ein erheblicher Kraftaufwand für diesen zeitintensiven Arbeitsgang notwendig, ganz zu schweigen von der erforderlichen Präzision, die nötig ist, um durch die dicken Lederschichten zielgenau mit der Ahle in den feinen Kanal zu treffen und nicht danebenzustechen.

Wie bei der Einstechnaht erfolgt das Doppeln beim rahmengenähten Schuh analog von Absatz zu Absatz über die Schuhspitze, bei der zwiegenähten Variante um den ganzen Schuh herum. Nachdem der Nähvorgang beendet ist, wird der Kanal mit Klebstoff bestrichen und durch das Herunterklappen der Risslippe verschlossen. Danach wird der Riss mit dem Hammer zusammengepresst und durch Klopfen verdichtet.

Im finalen Zustand ist von der Doppelnaht nur noch eine hauchdünne Linie auf der Ledersohle zu sehen. Der geschlossene Riss hat neben der edlen Optik auch einen ganz praktischen Nutzen. Im Gegensatz zu günstigeren, meist maschinengenähten Schuhen mit von unten sichtbarer Doppelnaht schützt der geschlossene Riss die Bodennaht gegen Beschädigung und Abnutzung von außen und erhöht die Lebensdauer des Maßschuhs deutlich.

Der trigenähte Schuh

Abhängig von Hersteller und Schuhmodell wird zusätzlich noch eine sogenannte Zwischensohle zwischen Rahmen und Laufsohle eingearbeitet und ebenso vernäht. In diesem Fall sind es nun drei Nähte, die Rahmen, Schaft, Zwischensohle und Laufsohle miteinander verbinden. Man spricht daher bei dieser äußerst aufwändigen Fertigungsweise von trigenähtem Schuhwerk.

Auch die Modelle unserer Vitallo Kontorline fertigen wir auf Wunsch in trigenähter Ausführung. Jedoch haben wir dafür die klassischen Bodennähverfahren verfeinert und daraus unsere eigene Machart entwickelt – die Vitallo TroisCoutures Machart. Sowohl die Einstech- als auch die beiden Doppelnähte verlaufen dabei komplett ringsherum um den Schuh. Besonders leichte und flexible Materialien sorgen in Verbindung mit der speziellen Verarbeitungstechnik für den bequemen Tragekomfort eines Freizeitschuhs. Neben dem arbeitsintensiven Nähprozess tragen aber viele weitere Raffinessen zum einzigartigen Trageerlebnis unserer Vitallo Kontorline bei – mehr dazu erfahren Sie hier.

Im nächsten Journalbeitrag geht es um einen weiteren wichtigen Bestandteil des Maßschuhs – den geschichteten Lederabsatz.

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