Ein Maßschuh entsteht (3): Der Schaftbau
Der Zuschnitt der Schaftteile erfolgt von Hand, gefolgt vom präzisen Steppen, das die Teile zu einem stabilen, formbaren Schaft verbindet – der nächste Schritt zum fertigen Maßschuh.
Der Zuschnitt der Schaftteile erfolgt von Hand, gefolgt vom präzisen Steppen, das die Teile zu einem stabilen, formbaren Schaft verbindet – der nächste Schritt zum fertigen Maßschuh.
Über den vorher erstellten Schablonensatz werden die entsprechenden Einzelteile des Ober- und Futterschafts zugeschnitten. Dies erfolgt bei einer Einzelanfertigung wie dem Maßschuh in den allermeisten Fällen noch von Hand mit einem speziellen, sehr scharfen Zuschnittmesser.
Im Anschluss werden die zugeschnittenen Teile vorgerichtet – sprich für die Weiterverarbeitung vorbereitet. Dies beinhaltet unter anderem das Vorzeichnen der Position von Ziernähten oder Ösenlöchern auf die Schafteinzelteile oder das sogenannte Schärfen. Darunter versteht man das Verjüngen der Schaftkante zum Rand hin. Dies ist besonders wichtig, wenn zwei Schaftteile überlappen, also übereinander liegen. Dieser Arbeitsgang geschieht entweder von Hand mit einem speziellen Schärfmesser oder maschinell mit einer Schärfmaschine. Würde man auf das Schärfen verzichten, entstünden unschöne Materialübergänge, die den Tragekomfort negativ beeinflussen könnten. Dieser Arbeitsgang ist ebenfalls unverzichtbar, wenn die Kante des Schaftteils aus kosmetischen Gründen umgelegt werden soll – man spricht hier auch von „buggen“. Schaftteile werden gebuggt, wenn am Schuh keine offene Materialkante zu sehen sein soll.
Im nächsten Schritt werden die vorbereiteten Einzelteile mit Nähmaschinen zusammengenäht, was auch als „Steppen“ bezeichnet wird. Dafür gibt es für unterschiedliche Nahttypen und Materialien verschiedene Nähmaschinen. Grundsätzlich muss man jedoch erwähnen, dass das Nähen von Leder eine ganz andere Herausforderung ist als das Nähen von Textilien. Beim Nähen von Textilien hat man den Vorteil, dass eine fehlerhafte Naht einfach rückstandslos aufgetrennt werden kann. Bei Leder ist dies nicht der Fall, da mit jedem Nadelstich das Nähgut perforiert wird und diese Löcher nach dem Auftrennen der Naht erhalten bleiben und sichtbar sind. Man hat also nur eine Chance, eine korrekte Naht zu setzen.
Durch das Zusammennähen der zweidimensionalen, flächigen Schaft-Einzelteile entsteht ein dreidimensionales Gebilde: der fertige Schaft. Er besteht aus dem Oberschaft, der von außen zu sehen ist, und dem Futterschaft, der direkten Kontakt zum Fuß hat.
Der Schaft muss nun in Form gebracht werden, und dafür wird er über den Maßleisten „gezwickt“ – darauf kommen wir aber in einem späteren Journalbeitrag noch im Detail zurück. Zuvor sind noch einige vorbereitende Arbeiten notwendig, auf die im folgenden Artikel näher eingegangen wird.